Gemeinsame Pressekonferenz der CSJ und der JSL
Ein neues Jahr hat angefangen und ein jeder von uns wünscht sich, dass zwölf glückliche Monate vor ihm liegen. Dies gilt insbesondere für diejenigen unter uns, die sich in einer prekären Lebenslage befinden. Und davon gibt es einige. Zum Beispiel jene, die ohne Arbeitsplatz dastehen. Ein Zustand, der in den letzten Jahren immer dramatischere Züge angenommen hat. Lag die saisonbereinigte Arbeitslosenquote vor der Krise, also im Januar 2008, noch bei 4% der aktiven Bevölkerung so betrug sie im November 2012 bereits 6,1%. In nur 4 Jahren ist die gesamte Arbeitslosigkeit in Luxemburg demnach beinahe um 50% angestiegen1. Besonders junge Leute die neu auf den Arbeitsmarkt drängen sind von dieser Entwicklung betroffen und haben es immer schwerer einen Arbeitsplatz zu finden. Mittlerweile befinden sich rund 40003. Im September 2012 lag die Jugendarbeitslosigkeit bei 18,6%.
Als verantwortungsbewusste Jugendparteien wollen die Jungsozialisten (JSL) und die Christlich-Soziale Jugend (CSJ) diese Situation nicht einfach hinnehmen.
- Wir erklären uns deshalb solidarisch mit jedem Arbeitslosen und insbesondere den Jugendlichen die keine Anstellung finden.
- Gleichzeitig fordern wir ein engagiertes Eingreifen der Regierung um dieser besorgniserregenden Entwicklung Einhalt zu gewähren.
- Genauso wie die Konsolidierung der Staatsfinanzen im Zeichen der Jugend steht muss dies für uns auch im Kampf gegen die Arbeits- und Perspektivlosigkeit der Fall sein.
In unserer Gesellschaft sind die Arbeit und der daraus resultierender Lohn von entscheidender Bedeutung für die individuelle Lebensplanung. Junge Leute sind auf einen festen Arbeitsplatz angewiesen um ein selbstständiges Leben führen zu können: ohne Gehalt bleiben sie von den Eltern abhängig, können nicht von zu Hause ausziehen und keine Miete zahlen. Daraus können sich schnell soziale Isolation und der Verlust des Selbstwertgefühls ergeben. Doch auch die langfristige Absicherung unseres Sozialmodells, ist auf regelmäßige Beitragszahlungen in die Kranken- und Pensionskassen angewiesen. Voraussetzung dafür ist nach wie vor ein Festeinkommen das wiederum nur mit einer Festeinstellung einhergehen kann. Es gilt demnach insbesondere der Jugend unter die Arme zu greifen um einen holprigen Start in die Arbeitswelt sowie prekäre Lebensbedingungen zu verhindern.
Trotz hoher Arbeitslosenzahlen muss jedoch unterstrichen werden, dass in Luxemburg die Zahl der Arbeitsplätze paradoxerweise nicht zurückgeht, sondern immer noch wächst – wenn auch moderater als in der Vergangenheit4. So waren im November 2012, rund 2494 freie Stellen bei der ADEM gemeldet.
In Anbetracht dieser Fakten, fordern die CSJ und die JSL:
- Die Verlängerung sowie Überarbeitung der Arbeitsmaßnahmen für junge Leute (Contrat appui emploi / Contrat initiation à l’emploi).
In einer wirtschaftlichen Krise sollten solche staatlich subventionierte Arbeitsverträge auf keinen Fall abgeschaffen werden. Sie ermöglichen einem Betrieb auf finanzielle Beihilfen zurückzugreifen um jungen Leuten eine Chance zu geben. Letztere bekommen ihrerseits die Möglichkeit wertvolle Berufserfahrung zu sammeln, sich aus- und weiterzubilden und dadurch eine reelle Perspektive auf eine Einstellung zu bekommen.
Wir sind jedoch der Meinung, dass es zu Anpassungen kommen muss: Ziel der Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen muss es sein, den jungen Leuten einen unbefristeten Arbeitsvertrag zu geben. Leider ist dies in den letzten Jahren nur viel zu selten der Fall gewesen. Deshalb sollten die finanziellen Beihilfen verstärkter als bisher an die Aussicht auf eine feste Einstellung des Jugendlichen gebunden werden. Darüber hinaus sollte wenigstens der volle Mindestlohn ausgezahlt werden. Die Zertifizierung sowie die individuelle Betreuung der während der Maßnahme durchgeführten Ausbildung muss ebenfalls verbessert werden. Falls der Jugendliche nicht eingestellt werden kann sollte er zumindest die erworbenen Kompetenzen bei einem anderen Betrieb zur Geltung bringen können.
- Wir widersetzen uns jedoch der Tendenz, dass den jungen Leuten immer häufiger befristete Arbeitsverträge und Beschäftigung durch Interimsfirmen angeboten werden. Der Weg in die Prekarität ist damit vorprogrammiert. Aufgrund der Struktur der Luxemburger Wirtschaft und der hohen Lebensunterhaltkosten, kann dies nicht die Lösung sein.
- Eine tiefgreifende Schulreform die, die Schüler adäquat auf ihre berufliche Zukunft vorbereitet. JSL und CSJ wünschen sich, dass die Debatten bezüglich einer Reform des Sekundarunterrichts in diesem Sinne im Jahre 2013 zu einem Abschluss kommen. Ohne Diplom ist es in Luxemburg fast unmöglich eine Anstellung zu finden. Deshalb müssen ebenfalls die berufliche und lebenslange Weiterbildung weiterhin gefördert werden.
- Generell gilt es die Orientierung in der Schule zu verbessern. Wir begrüßen deshalb die Schaffung der Maison de l’Orientation die alle Instanzen die diese Frage betreffen unter einem Dach vereint. Jeder Schüler muss über die Existenz und das Angebot dieser neugeschaffenen Beratungsstruktur in Kenntnis gesetzt werden.
- Wir fordern ebenfalls, dass auf den höheren Stufen des technischen sowie des klassischen Sekundarunterrichts jeder Schüler ein Praktikum in einem Betrieb machen muss. Nur so wird sich der berufliche Horizont der Jugendlichen erweitern können und die Privatwirtschaft in der Schule eine Aufwertung erleben. Denn hier bieten sich für junge Leute interessante Karriereperspektiven. Insbesondere im Handel, im Handwerk und im Hotel- und Restaurationsbereich wo genügend Lehrplätze zur Verfügung stehen. In diesem Zusammenhang sei darauf hingewiesen, dass auch ein Lehrling angemessen entlohnt werden soll. Unabhängig davon, sollten Schule und Wirtschaft Hand in Hand arbeiten, da die duale Ausbildung, die sowohl in der Schule als im Betrieb stattfindet, die besten Resultate im Kampf gegen die Arbeitslosigkeit verzeichnet.
- Die Agence pour le développement de l’Emploi, wie das Arbeitsamt mittlerweilen heißt, muss darüber hinaus ebenfalls verstärkt werden. Es gilt hier eine angemessene Dienstleistung für die Bürger zu gewährleisten, sowohl für die Arbeitssuchenden wie für die Arbeitgeber. Die ADEM darf nicht nur die Arbeitslosigkeit verwalten, sondern muss proaktiv Betriebe ansprechen und ihnen qualifizierte Kandidaten für die ausgeschriebenen Posten vermitteln. Den Arbeitssuchenden muss daher ein adäquates Angebot an weiterführenden Ausbildungen gemacht werden. Wir begrüßen deshalb die Einführung der „garantie jeunes“ welche die ADEM verpflichten wird jungen Leuten innerhalb von vier Monaten eine Arbeitsstelle, eine Ausbildung oder eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme anzubieten. Diese „garantie jeunes“ muss schnellstmöglich umgesetzt werden.
- Die sofortige Umsetzung des von der Regierung angekündigten Aktionsplans für Jugendarbeit.
JSL und CSJ sind der Überzeugung, dass der Kampf gegen die Arbeitslosigkeit in den nächsten Monaten absolute Priorität genießen muss. Aus diesem Grund darf im Rahmen der Konsolidierung der öffentlichen Finanzen nicht bei den Maßnahmen gegen die Arbeitslosigkeit gespart werden. Im Gegenteil! Genügend Mittel müssen zur Verfügung gestellt werden um den jungen Leuten eine Perspektive zu bieten. Denn, Investitionen in die Jugend sind Investitionen in die Zukunft!
Gebt der Jugend eine Chance!
[1] In absoluten Zahlen ausgedrückt, wurden in Luxemburg nach den saisonbereinigten Daten im Januar 2008, 8762 Arbeitslose gezählt, im November 2012 schon 15417. Siehe STATEC,Emploi et chômage par mois (données désaisonnalisées) 1995 – 2012.
[2] Ibid. Der STATEC gibt folgende Zahlen an : 2264 unter 25 Jahren, 1735 zwischen 25 und 29 Jahren, also eine Gesamtzahl von 3999 Arbeitslosen unter 30 Jahren. Der Bulletin de l’emploi für den Monat November 2012 gibt leicht niedrigere Zahlen an: 2247 unter 25 und 1679 zwischen 25 und 29 Jahren, also eine Gesamtzahl von 3926 Arbeitslosen unter 30 Jahren. Bulletin luxembourgeois de l’emploi, n°11, novembre 2012, p.6.
[3] 1597 unter 25 Jahren und 1175 zwischen 25 und 29 Jahren. Siehe STATEC, Chômeurs par sexe et selon l’âge 2006 – 2012.
[4] So lag das Emploi salarié national im November 2011 bei 208 169, im November 2012 bei 212 328, was einen Zuwachs von 4159 Arbeitsplätzen in einem Jahr entspricht.