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Oh „Vel’oh“ Weh: eine Fahrradsafari durch die Hauptstadt

Die CSJ-Stad hat neulich das städtische Radfahrsystem “Vel’oh” getestet. Hier vorweggenommen unser Fazit: Wir wünschen den Benutzern viel Glück! Zu Risiken und Nebenwirkungen sollten Sie bitte folgende Beschreibung lesen!

Angefangen hat unsere Radfahrt an der Vel’oh Station Glacis. Das erste Rad musste bereits wegen erheblicher technischer Mängel (platte Reifen und defekte Bremsen) an der Station Limpertsberg-Victor-Hugo ersetzt werden. Dort fuhren wir an der rue Antoine Zinnen vorbei, die ja bekanntlich im Gegenverkehr für Radfahrer befahrbar ist: Leider mussten wir aber feststellen dass, das Schild, das die Autofahrer auf entgegenkommende Radler aufmerksam machen sollte, sorgfältig versteckt auf dem Fußgängerweg am Straßenrand lag. Trotz dieser Unzulänglichkeit, setzten wir unsere Tour frohen Mutes fort und radelten die Avenue Victor Hugo entlang bis in den Kreisverkehr an der rue Frantz Seimetz, rue Jean-Pierre Beicht und Avenue Joseph Sax. Doch auch an dieser Stelle waren sowohl die Schilder, die auf mögliche Radfahrer, als auch jene die auf Vorfahrtsstrassen hinweisen sollten, von Ästen verdeckt, so dass kein Verkehrsteilnehmer sie erkennen kann.

Die Fahrt ging anschliessend weiter in Richtung Stadtzentrum. Um dorthin zu gelangen fuhren wir die rue Pasteur am Glacis entlang bis ans Ende des städtischen Parks an der Avenue de la Porte Neuve. Zu unserem grössten Erstaunen mussten wir gleichwohl feststellen, dass es von dieser Stelle aus noch 1,1 km bis zur Stadtmitte sein sollten! Der Beschilderung und dem Vel’oh Fahrplan ” Bike promenade” strikt folgend, trafen wir am Boulevard Emile Reuter ein, von wo aus unser Weg dann irgendwie weiter gehen sollte. Fragte sich nur wie? Keine Hinweise auf das Stadtzentrum, stattdessen wiederum ein von Ästen verstecktes Schild das die Richtungen “Eich” und “Rollingergrund” anzeigt. Uns blieb demnach nichts anderes übrig als sich auf unser eigenes Orientierungsvermögen zu verlassen. So entschieden wir uns weiter geradeaus durch den Park bis zur Avenue Monterey und von dort aus bis zur Avenue Marie-Thérèse zu fahren um endlich ins Stadtzentrum gelangen zu können. Kurz vor der “Gëlle Fra” sollte man dann nach links, in einer 90° Kurve, über den Fußgängerüberweg, in die rue Notre Dame einlenken. Der Lohn dafür: das langersehnte Stadtzentrum!

Nach einer flüchtigen Verschnaufpause setzten wir unseren Trip zum Bahnhof fort. Anweisung: Boulevard Roosevelt geradeaus (ins Abenteuer). Doch kurz vor der englischen Botschaft erwartete uns bereits die nächste Überraschung: ein Verbotsschild für Radfahrer! Als Einwohner der Hauptstadt wussten wir natürlich, dass dies nicht der Wirklichkeit entspricht und der Radweg selbstverständlich weiter über die “Al Bréck” führt. Was sich Touristen freilich dabei denken? Unbeirrt überquerten wir demnach die Brücke, Richtung Avenue de la Liberté. Hier muss man teuflisch aufpassen um frühzeitig die entsprechenden Schilder zu entdecken! Gott sei Dank waren wir ortskundig, denn einmal bei der Place de Paris angekommen, gibt es keine Spur mehr von einem Radfahrerweg obwohl dieser im Fahrplan eingezeichnet ist. Wir überquerten die Avenue de la Liberté und schlängelten uns durch den Berufsverkehr bis ans Ende der Place de Paris. Bei diesem Abschnitt gilt nur: A vos propres risques et périls! La Commune n’assume aucune responsabilité! Erst auf der Höhe des Dexia Gebäudes (rue Jean Origer) fängt der Radfahrerweg wieder an um dann auf der Place de la Gare im Sand zu verlaufen. Wie einsam und unsicher sich ein Fremder hier wohl fühlen muss! Aber zum Glück handelt es sich dabei um keine Wähler!

Erschöpft und desillusioniert treten wir schliesslich den Heimweg Richtung Stadtmitte an. Rückfahrtstrecke laut Fahrplan der Stadt Luxemburg: Avenue de la Gare, Radweg jedoch Fehlanzeige! Anweisung: Versuchen Sie sich einfach zwischen zwei stark befahrenen Autofahrbahnen hindurch zu mogeln. Beachten sie dabei besonders die Außenspiegel der Autos und nehmen Sie für jeden Fall ein “Constat à l’amiable” mit! Für den Rest ist gesorgt, das Zitha-Krankenhaus befindet sich in unmittelbarer Nähe. Hoffentlich hat es gerade Notdienst!

Unser Schlussfolgerung: Oh “Vel’oh” Weh Stadt Luxemburg! Die Einführung eines Fahrradleihsystems macht aus einer Stadt noch lange kein fahrradfreundliches Gebiet! Eine Fahrt durch die Hauptstadt gleicht momentan eher einer gefährlichen Safari als einer angenehmen urbanen Spazierfahrt! Es besteht demnach akuter Handlungsbedarf!

Sollte jemand an unseren Aussagen Zweifel hegen, so können wir ihn beruhigen: wir haben vorsichtshalber unsere ganze Fahrradsafari durch die Hauptstadt fotografiert!

Mitgeteilt von der CSJ-Stad