Das Interesse und die Beteiligung Jugendlicher am politischen Geschehen sind für eine Jugendpartei wie die CSJ von großer Bedeutung, insbesondere weil in jüngster Zeit zahlreiche soziologische Studien zu dem Schluss gekommen sind, die luxemburgischen Jugendlichen seien von einer Art Politikverdrossenheit befallen.
Diese Feststellung spiegelt allerdings nur zum Teil die tatsächlichen Begebenheiten wider, bei der näheren Betrachtung offenbaren diese Forschungsergebnisse nämlich, dass das Desinteresse der Jugend in erster Linie nicht der Politik im Allgemeinen, sondern vielen Politikern und ihren Parteien im Besonderen gilt.
Das Politikverständnis der Jugend hat sich demnach in den letzten Jahrzehnten stark verändert und politisches Interesse kann heutzutage nicht mehr ausschließlich auf eine Parteimitgliedschaft reduziert werden. Bürgerinitiativen, Menschenrechtsbewegungen und nichtstaatliche Organisationen sind nur einige Beispiele von neuen politischen Beteiligungsformen, an denen auch zahlreiche Jugendliche teilnehmen. Letztere sind noch immer bereit sich politisch einzusetzen, doch sie ziehen derzeit alternative, kurzfristige Engagements die sich am Gemeinwohl orientieren, den längerfristigen Bindungen an politische Parteien vor. Deren oftmals starren hierarchischen Strukturen und ihren bisweilen als abstrakt anmutendes Handeln üben zumeist eine abschreckende Wirkung aus.
Für die politische Zunft, besonderes aber für die Jugendparteien handelt es sich demnach um eine ernüchternde Diagnose, doch Resignation ist auf jeden Fall das falsche Signal. Die Parteien müssen vielmehr das veränderte Politikverständnis der Jugend und die neuen politischen Beteiligungsformen akzeptieren und gleichzeitig als Herausforderung bewerten. Dabei muss den Jugendlichen vor allem wieder das Gefühl vermittelt werden, dass sie mit ihren Sorgen und Ängsten, aber auch mit ihren Ideen, ernst genommen werden und aktiv zur Lösung eines Problems beitragen können ohne dabei direkt in die parteipolitischen Auseinandersetzungen hineingezogen zu werden. Dies setzt voraus, dass die Parteien sich den neuen Formen der politischen Beteiligung öffnen und verstärkt auf gemeinwohlorientiertes Handeln sowie die neuen Medien- und Kommunikationsmitteln setzen. Das Bereitstellen neuer Beteiligungsformen läutet aber keinesfalls das Ende der Parteiendemokratie ein, sondern zeigt, dass die Parteien fähig sind, aktiv auf die veränderten Rahmenbedingungen zu reagieren.
Gleichzeitig muss vorliegende Bereitschaft der Jugendlichen, sich zu engagieren, von den Parteien genutzt werden um die klassische politische Beteiligung zu erhöhen, da dieser demographischen Gruppe in einer Demokratie nach wie vor eine Schlüsselrolle zufällt. So könnten z.B. Jugendparlamente eine geeignete Beteiligungsform darstellen, unter der Voraussetzung, dass sie auch effektiv sind. Natürlich kann ein solches Parlament keine legislativen Befugnisse zugestanden bekommen, aber die systematische Berücksichtigung der Meinung der Jugendvertreter zu allen Bereichen der Politik wäre bereits eine Möglichkeit, die Präsenz der Jugendlichen im öffentlichen Meinungsraum zu verstärken und gleichzeitig das Interesse der Jugend für politische Belange zu erhöhen.
Die CSJ ist sich als größte luxemburgische Jugendpartei ihrer besonderen Verantwortung bewusst und wird sich mit dem gebotenen Realismus und Pragmatismus der Herausforderung, den Jugendlichen neue und klassische Beteiligungsformen anzubieten, stellen, um somit ihren Beitrag zu leisten, dass Jugend und Politik wieder sichtbar zueinander finden.
Serge Wilmes, CSJ-Generalsekretär
Quelle: D’Lëtzebuerger Land, Ausgabe vom 8. Juni 2007, S. 5.