Papst Johannes Paul II ist heute am Samstagabend im Alter von 84 Jahren, in seinem 26ten Pontifikatsjahr verstorben.
Seine Populärität und seine charismatische Führung gaben der Katholischen Kirche neues Selbstbewusstsein. Bei seinen Pastoralreisen begeisterte Johannes Paul die Massen. Er wurde gefeiert und umjubelt wie kein Papst vor ihm. Besondere historische Bedeutung hatten die Reisen in die Länder des Ostblocks. Seine Heimat Polen besuchte Wojtyla als Papst bereits 1979. Der Besuch trug maßgeblich zum Sturz der kommunistischen Führung bei. Sein Beitrag im Kampf gegen den – atheistischen – Kommunismus wird von vielen als das Lebenswerk Johannes Pauls II. gewertet.
Zumindest aber stand dieser Kampf im Zentrum der ersten Dekade seines Pontifikats. Das wichtigste Instrument in der Auseinandersetzung mit dem real existierenden Sozialismus hatte er bereits vom Zweiten Vatikanischen Konzil mit nach Hause genommen: Das Beharren auf den Menschenrechten, zu denen auch die freie Religionsausübung gehört, war die Waffe, die der Papst virtuos gegen das Regime in Polen führte.
Auch hat er in all seinen Jahren als Papst an der katholischen Soziallehre festgehalten, und hat so Werte für die Gesellschaft und die Politik bewahrt.
Das hatte viel mit seinem Leben zu tun: Anders als die meisten Päpste ist er nicht in behüteter geistlicher Umgebung aufgewachsen, sondern hat zunächst unter dem Faschismus, dann unter dem Kommunismus gelitten.
Seine Laufbahn entwickelte sich unter schwierigsten Bedingungen. Dass er jahrelang mit härtester Arbeit seinen Lebensunterhalt verdienen musste, hat sein soziales Gewissen geprägt. Er hat Armut, Not und Verfolgung selbst erfahren. Bis heute gilt sein Einsatz den elementaren Menschenrechten.
Selbst in Unfreiheit aufgewachsen, galt sein Kampf in den 80er Jahren dem Kommunismus. Vor allem in seiner Heimat Polen wurde er zum Notanker der Beherrschten und genoss geradezu Heldenverehrung. Er war den Mächtigen des Sowjet-Blocks ein steter Dorn im Auge. Der Verdacht liegt nahe, dass der Mordanschlag auf ihn am 13. Mai 1981 damit in Zusammenhang steht. Zum Fall des Ostblocks hat Papst Johannes Paul II. entscheidend beigetragen.
Über hundert Reisen hat er ins Ausland unternommen und mehr als 130 Länder besucht – als Papst, als Bischof von Rom, aber eben auch und immer als Politiker – als Chef des Vatikan-Staates. Seine Aussöhnungsreisen nach Syrien und Israel trugen nicht nur religiösen Charakter: Auf gleicher politischer Ranghöhe setzte er sich mit den Regierungs- und Staatschefs auseinander.
Im Irak-Krieg hat er – entschieden wie kein anderer – eine moralische Position vertreten. Dabei konnte man ihm nicht vorwerfen, ein realitätsferner Pazifist zu sein: Er ist nicht grundsätzlich gegen einen gerechtfertigten Krieg, schließlich hat er Erfahrung mit Diktaturen. Es packte ihn aber der Zorn, als der amerikanische Präsident versuchte, dem Krieg den Charakter eines christlichen Kreuzzuges zu verleihen.