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Dës Woch

Interview mam CSJ-President Laurent Zeimet am TélécranMitreden ohne Maulkorb

Mitte November beging die “christlich-soziale Jugend” ihr 50-jähriges Bestehen. Télécran fragte bei CSJ-Nationalpräsident Laurent Zeimet nach, welche Gründe zu feiern es gab … und vielleicht noch geben wird.

Télécran: 50 Jahre CSJ – worauf sind Sie im Rückblick am meisten stolz?

Laurent Zeimet: Dass wir es geschafft haben, die Organisation 50 Jahre lang am Leben zu halten. Angesichts des oft geringen Interesses der Jugendlichen an der Politik halte ich das für eine beachtliche Leistung. Hinzu kommen einige politische Erfolge, an denen die CSJ zumindest nicht unbeteiligt war: die Abschaffung der Wehrpflicht, die Schaffung eines Verfassungs- und Verwaltungsgerichts sowie die Aufwertung der Entwicklungshilfe. Nicht zu vergessen die von der CSJ geleistete Überzeugungsarbeit bei parteiinternen oder gesellschaftlichen Reformen wie der Anerkennung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften. Übrigens: Auch die neue Parteifarbe Orange wurde zuerst von der CSJ eingesetzt …

Télécran: Auf Ihrer Einladung zur 50-Jahr-Feier war zu lesen: “the best is yet to come”. Können Sie das erläutern?

Zeimet: Als Jugendorganisation darf man sich nie dem Glauben hingeben, die besten Jahre bereits hinter sich zu haben. Unsere Zukunft liegt nicht in unserer Vergangenheit! Was zählt ist der Ansporn, weiterhin gute Arbeit zu leisten. Bei den vergangenen Wahlen schnitt die CSV bei Jung- und Erstwählern eher schlecht ab. Hier wollen wir ansetzen und die CSV wieder für junge Wähler attraktiv machen.

Télécran: Zurück zur Gegenwart. Die umstrittene Aufnahme eines abtrünnigen DP-Abgeordneten in die Partei, die Nicht-Nominierung von CSV-Generalsekretär Jean-Louis Schiltz für die Parlamentswahlen, ein Mahnschreiben aus Brüssel in der leidigen Pei-Affäre und ein verfahrenes Villen- und Golfprojekt in Meysemburg – wie beurteilen Sie die CSV-Rentrée?

Zeimet: Die CSJ ist eine Organisation, für die das Glas immer halb leer ist! Konkret: Im Fall Stendebach haben wir aus verständlichen Gründen dafür plädiert, neue Leute aufzubauen statt aufzunehmen. Was Jean-Louis Schiltz angeht, so sind wir der Meinung, dass er auf die CSV-Liste gehört und auch dort vertreten sein wird. Was die anderen “Dossiers” angeht: Die sind sicher nicht gerade glücklich verlaufen, doch handelt es sich dabei in erster Linie um Fauxpas der Regierung und nicht unbedingt der CSV.

Télécran: Wie weit darf sich denn die CSJ von der CSV entfernen?

Zeimet: So weit sie will und so weit die Leute mitziehen. Es gibt jedenfalls keine vorgeschriebenen Meinungen, sondern nur Grundsätze! Trotzdem versuchen wir, die Meinungsbildung in der CSV so früh wie möglich zu beeinflussen, statt uns nachher durch Konfrontation zu profilieren. Außerdem kann man nicht jemanden anpinkeln und ihn anschließend um einen Gefallen bitten. Die Spitzen von CSJ und CSV kommen jedenfalls sehr gut miteinander klar.

Télécran: Fühlen Sie sich von Ihrem großen Bruder auch ernst genommen?

Zeimet: Im Prinzip ja. Wenn wir mal nicht einer Meinung sind, wie beispielweise bei der “Lex Greenpeace”, sorgt das schon für Aufregung. Vielleicht müsste man aber die CSV fragen, wie ernst sie die CSJ nimmt …

Télécran: Es gibt den bekannten Spruch: Das Problem der jungen Politiker sind die alten Politiker …

Zeimet: So sehe ich das nicht und verweise auf eine Aussage von Jean Spautz: Jugendlichkeit ist keine Frage des Alters sondern des Geistes. Trotzdem würde ich es begrüßen, wenn es mehr junge Abgeordnete gäbe. Die Interessen der Jugend würden wohl besser vertreten, manche Sachen anders angepackt und, wer weiß, vielleicht wäre auch der Rententisch anders verlaufen mit mehr Jungen in der Kammer.

Télécran: Empfinden Sie den hohen Altersdurchschnitt des Parlaments und die vielen Legislaturperioden, die verschiedene Abgeordnete kumulieren, nicht als frustrierend?

Zeimet: … wenn die Leute sie wählen? Natürlich ist es erlaubt, unser Wahlsystem zu hinterfragen, denn für viel Fluktuation sorgt es ja nicht gerade. Die Leute ziehen halt bekannte Gesichter vor und da sind Mandatsträger immer im Vorteil.

Télécran: Wie sieht vor diesem Hintergrund die Daseinsberechtigung der CSJ aus?

Zeimet: Offiziell heißt es, die CSJ sei da, um die CSV von Morgen vorzubereiten. Doch damit ist es nicht getan. Die CSJ wagt sich auch an Themen ran, die der CSV vielleicht noch zu heiß sind. Außerdem kann sie einem helfen, das politische Handwerk zu erlernen, auch wenn nicht jeder CSJler zwangsläufig in der Politik landet. Wer etwas zu sagen hat und Engagement zeigt, der ist bei uns jedenfalls gut aufgehoben. Politik ist ja ein Mittel, die bestehenden Verhältnisse zu verändern, zu verbessern. Leider haben die Menschen heute nicht mehr viel Vertrauen in die Politik.

Télécran: Die nächsten Wahlen werfen bereits ihre Schatten voraus: Wie steht es mit der CSJ-Präsenz auf den CSV-Listen?

Zeimet: Noch sind die Listen ja nicht fertig, aber in den großen Bezirken dürfte dies kein Problem sein, in den kleinen wird es dagegen schwierig. Aber die CSJ stellt zehn Prozent der Mitglieder, also ist es nur legitim, auch zehn Prozent der Kandidatenplätze zu fordern. Wenn die CSV bei den Jungwählern besser abschneiden will, muss auch ihr Angebot dementsprechend sein!

Télécran: Wer sucht denn die CSJ-Kandidaten aus – die CSJ oder der große Bruder, die CSV?

Zeimet: Die CSJ kann Kandidaten vorschlagen. Die Entscheidung, wer zurückbehalten wird, liegt dagegen bei den Bezirkskomitees und dem Weisenrat. Und das letzte Wort haben die Bezirkskongresse. Ich hoffe aber, dass vor allem junge Kandidaten auf den Listen auftauchen, die auch in der CSJ aktiv sind. Alles andere wäre schlecht für die Moral und die ist in einem Wahlkampf sehr wichtig!

Télécran: Und wer gewinnt die Wahlen?

Zeimet: Schwer zu sagen. Die CSV steht eigentlich ganz gut da und mit diesem Premierminister und diesem Team sollte es eigentlich möglich sein, ein gutes Resultat einzufahren. Trotzdem darf sich die CSV wegen der positiven Umfrageergebnisse nicht in Sicherheit wägen. Ihr Bestreben muss sein, sich weiter zu verbessern. In allen Bezirken!

Interview: Luc Marteling